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KUNSTINTERVIEW von Ulrike Fieback mit der Galeristin Sabine Broekmann

Ich erkenne Talent sofort: Galeristin und Kunst-Sommeliere Sabine Broekmann

"Wenn das Herz schneller schlägt, die Augen leuchten und sich Schmetterlinge im Bauch einstellen – dann ist es Liebe auf den ersten Blick", erklärt Sabine Broekmann lachend.

"Und für mich das schönste Feedback, dass ich alles richtig gemacht habe".

Die attraktive Dunkelhaarige mit dem modischen Kurzhaarschnitt und der markanten Brille ist nicht – wie vielleicht vermuten lässt - bei einem Datingportal beschäftigt, sondern Chefin und Galeristin der renommierten FINE ART Studios in Krefeld.


Sabine Brockmann Galeristin

Gewisse Parallelen zu einem Flirtportal sind allerdings nicht von der Hand zu weisen. "Kunst zu finden ist tatsächlich wie Liebe auf den ersten Blick", so die Unternehmerin schmunzelnd. "Ein Bild ist wie ein Mensch, das ich einem anderen vorstelle. Entweder gibt es sofortige Sympathie oder direkte Ablehnung".

Mein Beruf ? Kunst-Sommeliere !

Sabine Broekmann ist leidenschaftliche Galeristin. "Kunst zu den Menschen zu tragen, ist meine Passion". Entäuscht stellt sie fest, dass Kunst in der Gesellschaft zu einem Fremdwort geworden ist. "Die 'breite Masse' weiß vielleicht, wie Kunst geschrieben wird – wie Kunst wirkt, weiß sie nicht". Doch statt zu resignieren, spornt sie dieser Tatbestand regelrecht an, Menschen für Kunst zu begeistern. Mit einem Augenzwinkern bezeichnet sich die charismatische Krefelderin auch als 'Kunst-Sommeliere'. Behutsam führt sie Interessierte an Bilder heran und 'schult' wortwörtlich deren Herz. Denn Kunst ist immer emotional und von Menschen für Menschen gemacht. "Vielen ist gar nicht bewusst, welche mentale Kraft sich in einem Gemälde 'versteckt' und wie viele schweißtreibende Monate ein Künstler benötigt, um ein Bild zu erschaffen". Das Thema Wertschätzung spielt daher in Sabine Broekmanns Botschaften eine große Rolle. Wie bei einem Wein-Tasting nimmt die Expertin die Kunstkenner oder die, die es werden möchten, mit auf die Reise. Sie taucht mit den Interessierten in die Beschreibungswelt der Künstler ein und vermittelt ihnen das spezielle Vokabular der Künstlersprache. Zu jedem Künstler kann sie eine persönliche Geschichte erzählen. Sie lässt sie den besonderen Spirit fühlen, den ein echtes Gemälde ausstrahlt. Das Feeling, das Kribbeln im Bauch, die besondere Aura - dieses unbeschreibliche Gefühl. Wie bei einer Reben-Verkostung sensibilisiert die 'Sommeliere' alle Sinne und lässt die Kunstneugierigen die Schwingungen spüren, die von einem Gemälde ausgehen. "Ich brenne für Kunst. Daher übernehme ich gerne die - manchmal herausfordernde – Pionierarbeit, Menschen zur Kunst zu führen, auch wenn sie keine Vorkenntnisse haben".

Trends sind vergänglich – Kunst ist beständig

Von 'Neulingen' wird die Galeristin immer wieder auf vermeintliche Modetrends und den Zeitgeist von Bildern angesprochen. Doch davon distanziert sie sich vehement. "Trends sind vergänglich, Kunst ist beständig. Wer sich für ein Leben mit Kunst einlässt, entscheidet sich gegen Trends, aber eindeutig für sein eigenes, intuitives und zutiefst verwurzeltes Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Trends sind schnelllebig und vermitteln – nur bis zur nächsten Saison – das Gefühl dazuzugehören". Echte Kunst ist kompromisslos. Viele Menschen müssen lernen, sich auf bereits bestehende Strukturen und Vorgaben anderer einzulassen. Sie verstehen Kunst besser, wenn sie in den Erschaffungsprozess mit einbezogen werden. "Dann ist meine Expertise als Kunst-Sommeliere gefordert, um mich erklärend, beratend und begeisternd als Mittlerin und Wegbereiterin zwischen Künstler und Käufer zu engagieren", erklärt Broekmann. Nie war es wichtiger als heute, Menschen in unserer 'Fast-Food-Gesellschaft' mit Kunst zu konfrontieren: Alles ist schnell und reproduzierbar.

Doch zurück zu den Anfängen ihrer Profession und Karriere als Galeristin. Da Lebenswege nur in den seltensten Fällen ohne Umwege geradeaus führen, musste auch Sabine Broekmann erst berufliche Stationen als Buchhändlerin, Einzelhandelskauffrau und einem kreativen Job in der Werbebranche durchlaufen, um als Leiterin eines Foto-und Grafikstudios die künstlerische Szene kennen- und lieben zu lernen. "Während dieser Zeit hatte ich Kontakt mit vielen jungen Künstlern, die kreativ extrem ambitioniert waren, allerdings ihre Wünsche nicht vermarkten konnten. Durch meine Erfahrungen im Handel konnte ich beide Bereiche erfolgreich bündeln und so fand ich mein Metier in der Kunstszene", erklärt sie rückblickend den Startschuss als erfolgreiche Unternehmerin.

Leben mit Kunst

Die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden hat Sabine Broekmann derart fasziniert, dass sie fortan ihr Leben im Zeichen der Kunst führt. Nicht nur beruflich, auch in ihren privaten vier Wänden hat die Kunst als Lebensphilosophie Einzug gehalten. "Als junge Existenzgründerin konnte ich mir nicht zeitgleich eine Galerie und eine Wohnung leisten. Deshalb habe ich ein Loft gemietet, um privates und berufliches gut miteinander zu verbinden. 'Mit Kunst und in der Kunst zu leben' ist seitdem mein Konzept". Bereits als junges Mädchen haben Sabine Broekmann schöne Dinge begeistert. Somit fiel es ihr leicht, dieses Konzept zu kultivieren und stetig weiterzuentwickeln. Ob es das gepimpte, frech aufgepolsterte Sofa vom Trödel war oder der unikate Designer-Couchtisch samt Teppich und Gemälde: Durch ihr geschicktes und gefühlvolles Präsentieren konnte die junge Galeristin in ihrem Loft bereits 'Komplett-Installationen' verkaufen. "Damals wie heute liebe ich es, Kunst zu zeigen und zu vermarkten und setze meine ganze Kreativität in eine gute Präsentation".

"Ich erkenne Talent sofort"

Die taffe Geschäftsfrau hat ein ausgeprägtes Gespür für begabte Künstler. "Ich erkenne Talent sofort", erklärt sie selbstbewusst. So hat sie bereits 1992 das Können und die Stärke von Jürgen Marose erkannt, der ihr damals noch völlig unbekannt war. "Seine Arbeit war von großer Qualität uns hat mich begeistert", blickt Broekmann auf ihren Galerieanfang zurück. "Jürgen Marose schenkte mir sein Vertrauen und ich konnte sein Bild an einen namhaften Krefelder Architekten verkaufen". Heute ist Marose in der internationalen Kunstszene etabliert und seine Gemälde sind auf den ersten Blick zu erkennen. "Seine Farbwelt ist reduziert und verhalten, doch die Geschichte, die er mit seinen Bildern erzählt, ist fesselnd", schwärmt die Galeristin. "Jedes Gemälde von ihm trägt eine wohltuende Stärke in jeden Raum, ohne dass das Bild dominiert".

"Gib einem Spanier Pinsel, Farbe und Leinwand und er macht ein großartiges Kunstwerk daraus!"

International zu arbeiten ist für Sabine Broekmann das Befriedigendste in ihrem Leben. "Über den Tellerrand der eigenen Kultur zu blicken und mit anderen Menschen zu kooperieren ist für mich elementar wichtig", erklärt sie beispielsweise ihren Auslandsaufenthalt auf Mallorca. Rund 15 Jahre lebte die Kosmopolitin auf der Baleareninsel und führte in der Altstadt von Palma eine Galerie. Geprägt durch ihre Jahre in Südeuropa mag sie die Unkompliziertheit der Spanier, Kunst in den Alltag zu integrieren. "Kunst wird dort unheiliger behandelt als bei uns und hat dennoch eine außerordentliche Qualität und einen hohen Stellenwert. Gib einem Spanier Eisen, Sand, Leinen, einen Pinsel und Farbe und er macht immer ein großartiges Kunstwerk daraus", so die bewundernden Worte der Kunstexpertin.

Tochter Cara: Jüngste Galeristin Deutschlands

Zurück in Deutschland ist die attraktive Unternehmerin jetzt im 'Zweiklang' hinsichtlich 'Kunst-Know-How' unterwegs, da die Tochter Cara von ihr derzeit zur jüngsten Galeristin Deutschlands ausgebildet wird. Die 19-jährige, die mit Kunst aufgewachsen ist, verfügt bereits über ein professionelles Selbstverständnis und ein Wertegefühl gegenüber den 'schönen Künsten' und bringt daher wichtige Ressourcen für ihre Berufung mit. Den wertvollen genetischen Beitrag, den ihr Vater Volker – ebenfalls Galerist – geleistet hat, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Aus der Kombination einer 20-jährigen Berufserfahrung und dem jugendlichen Esprit der Tochter hat Sabine Broekmann interessante Projekte angestoßen: Für den international bekannten Künstler Anton Unai – ein in Berlin lebender Spanier – hat sie beispielsweise für eine Woche eine Halle angemietet und zehn Leinwände gekauft, damit er sich mit seiner Kunst ausleben kann. "Ich bin auf das Ergebnis sehr gespannt", so die Galeristin, die gerne ungewöhnliche Wege geht. "Unai ist radikal in seinen Bildern und wird von Kritikern auch gerne 'Poet des Chaos' genannt".

Sehnsucht nach alten Zeiten: Das Bild über dem Sofa

Die guten Dinge von gestern sind wieder da und stürzen sich wie alte Freunde in unser Leben. So erlebt auch das Bild über dem Sofa – was in Kunstkreisen eigentlich ein No-go ist - eine Auferstehung. Retro ist wieder in. Diese Sehnsucht nach alten Zeiten hat auch die weltoffene Unternehmerin erkannt und initiiert mit einem Münchener Künstler eine Wanderausstellung quer durch Deutschland. In Kooperation mit renommierten Möbeldesignern wie Vitra & Co – die ihre Sofas zur Verfügung stellen – inszeniert sie beeindruckende vierwöchige Vernissagen in Galerien oder Einrichtungshäusern. Das Gemälde über dem Sofa ist wieder salonfähig – Willkommen im gestern!

Atelierspaziergang: Kunst erleben, wo sie entsteht

Wenn die Krefelderin mit laufender Kamera anzutreffen ist, dann ist sie in Sachen 'Atelierspaziergang' unterwegs. Noch näher, noch echter, noch aktueller, so ihre Devise. Um Branchenfremden einen interessanten Einblick in die Werkräume eines Kunstschaffenden zu gewähren, filmt sie mit der Kamera die Stimmung im Atelier und führt Gespräche mit dem Künstler. "Mit Bewegtbildern lassen sich wunderbare Geschichten erzählen", berichtet sie begeistert. "Kunst zu erleben, wo sie entsteht, ist doch gerade für Außenstehende ein spannendes Abenteuer".

Rote Bilder verkaufe ich immer zuerst

"Alles zu beleben ist der Sinn des Lebens", ist auf ihrer Firmen-Website zu lesen. Das steht nicht nur da, das lebt Sabine Broekmann auch. "Ein Leben mit Kunst macht lebendig", erklärt sie. Ihre Lebendigkeit hat viele Facetten und zeigt sich in in ihrem breit aufgestellten Angebot . Für Unternehmen ist sie als Farb-Beraterin tätig, da Farben nachweislich die Kreativität und die Energie von Mitarbeitern positiv beeinflussen. Nach ihren Favoritenfarben für Wohn-und Arbeitsräume gefragt, erläutert sie, dass helle Farben Weite und Ruhe schaffen, Rot für einen Energiekick sorgt und Emotionen sowie Leidenschaft weckt. "Rote Bilder verkaufe ich immer sofort", verrät sie.

Digitales Probehängen

Der digitalen Welt geschuldet, kann die Kunst-Fachfrau mittels Technik weltweit Bild und Wand zusammenbringen. "Wenn mir die Kunden Fotos ihrer Räume senden, suche ich ihnen individuell zugeschnitten entsprechende Gemälde aus und hänge das Bild virtuell in das gewünschte Zimmer". Das Internet-Coaching kann jedoch nie 1:1 die direkte Kommunikation ersetzen. Die emotionale Aura, die sich zwischen Bild und Mensch entwickelt, findet nur im persönlichen Erleben statt.

Wir erschaffen Kunst für Räume

Auf künstlerisch hohem Niveau agiert die Galeristin mit dem innovativen Projekt 'Wir erschaffen Kunst für Räume'. Es richtet sich an Kunden, die keine Kenner sind, dennoch mit moderner Malerei leben möchten. Das kreative Broekmann-Team entwickelt ein individuelles Konzept, dass zur Persönlichkeit des Kunden, seinen Räumen, seinen Farb- und Formensprach-Wünschen sowie zu seinem Budget passt. "Im gemeinsamen Gespräch mit einer Düsseldorfer Künstlerin werden formale Aspekte des Bildes auf die Gegebenheiten des Raumes abgestimmt, in dem das Werk später hängen soll", erklärt die Expertin. "Am Ende entsteht ein unikates Gemälde, dass genau zum Lebensraum des Kunden passt: Einzigartig, modern und künstlerisch".

Im Interview mit Sabine Broekmann

Um den 'Wow'- Effekt und den Spirit eines echten Gemäldes zu erleben, begibt sich Hipburn in das Herz des Krefelder Kunsthauses, um Sabine Broekmann zu einem Interview zu treffen.

Hipburn Frau Broekmann, wo finden Sie neue Talente?

Sabine Broekmann Ich bin immer auf der Suche und immer unterwegs. Zum Beispiel auf nationalen und internationalen Kunstmessen

Hipburn Gibt es außergewöhnliche Orte, an denen Sie gerne eine Kunstausstellung durchführen würden?

Sabine Broekmann ...Lacht... Überall und das spontan!

Hipburn Definieren Sie Schönheit, Stil und Ästhetik

Sabine Broekmann Schönheit ist relativ, Stil ist eine Gabe und Ästhetik wird vererbt.

Hipburn Wie stelle ich mir einen Businesstag von Ihnen vor? Sicherlich kein 9 to 5-Job?

Sabine Broekmann Kreative Menschen haben keinen 9 to 5-Job. Eher einen 11 to after Midnight-Job. Kreativität ist an Emotionen gekoppelt und diese entwickeln sich nicht in starren Zeitkorsetts, sondern oftmals erst dann, wenn die Sonne schon lange untergegangen ist. Viele Kreative sind Nachtmenschen. Der Eule-Typ und nicht die Lerche. Kreatives Arbeiten ist wie Ebbe und Flut: Es gibt Zeiten der Ruhe und Zeiten übermäßiger Aktivität.

Hipburn Nach Zeiten übermäßiger Aktivität: Wo und wie entspannen Sie?

Sabine Broekmann Ich liebe die belgische Stadt Brügge – eine der ältesten Städte der Welt! Ich liebe die Individualität der Belgier. Brügge ist wunderschön romantisch und nostalgisch – wie eine kleine Puppenstube. Zu Recht hat die UNESCO Brügge zum Weltkulturerbe erklärt. In Brügge kann ich herrlich entspannen und entschleunigen - die lukullische Küche mit dem spürbaren französischen Einfluss macht jeden Brügge-Besuch zu einem Highlight für mich. Zudem liegt das Meer fast direkt vor der Tür. Brügge ist definitiv meine Oase.

Hipburn Welche Hürden gilt es für Sie zu überwinden, sich auf dem Kunstmarkt als Frau zu behaupten?

Sabine Broekmann Im Business eine Frau zu sein ist schwer. Als Mann wäre ich viel erfolgreicher. Frauen sind weicher, das ist der Grund. Auch das Muttersein setzt Grenzen. Dennoch möchte ich nicht knallhart sein und stehe zu meiner Weichheit, zu meiner femininen Seite. Da meine Tochter jetzt aber erwachsen und sogar meine Auszubildende ist, bricht für mich beruflich eine neue Ära an und wie geben nochmal richtig Gas!

Hipburn Wie gehen Sie mit dem Ausspruch um "Ist das Kunst oder kann das weg?"

Sabine Broekmann Das beschreibt für mich auf flapsige Weise die derzeitige Stellung der Gesellschaft zur Kunst. Denn wer darf sich anmaßen, ob etwas Kunst ist oder müllmässig zu entsorgen ist? Beuys Fettecke zum Beispiel wurde von Raumpflegerinnen entsorgt. Ich denke, dieses Ereignis war die Geburtsstunde der bekannten geflügelten Worte. Kunst wird leider nicht immer als Kunst erkannt. Man muss schon gemeinsame Zeit mit einem Kunstwerk verbringen, um zu erleben, ob es Spuren hinterlässt. Kunst, die überdauernd begeistert, ist wie "Liebe auf den ersten Blick".

Hipburn Welche Projekte stehen für die Zukunft an?

Sabine Broekmann Jede Menge! Ich habe interessante Kontakte zu Berliner Künstlern aufgebaut und wir sind gerade in der Abstimmung hinsichtlich neuer Projekte. Auch Mallorca steht auf dem Plan, um neue Künstler zu generieren und um Austellungsmöglichkeiten in Augenschein zu nehmen. Der Startschuss für das Retro-Erlebnis "Das Bild über dem Sofa" steht unmittelbar bevor und über das Jahr verteilt finden regelmässig Events in meinem Krefelder Kunsthaus statt. Zudem bin ich auf bedeutenden nationalen und internationalen Kunstmessen anzutreffen.





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